PRESSEAUSSENDUNG des ÖZIV Tirol: Auch immer mehr Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen von Teuerung und Armut betroffen

Der ÖZIV Tirol weist darauf hin, dass gerade auch Menschen mit Behinderungen immer stärker in eine finanzielle Notlage geraten – hohe Wohnkosten, Selbstbehalte für notwendige Medikamente und die aktuelle Teuerung sind wesentliche Faktoren dafür.

Eine Frau in einem roten Pulli sitzt vor Rechnungen und einem Taschenrechner. Sie hält ihre leere Geldtasche offen und man sieht, dass kein Geld darin ist.

@oeziv-tirol/shutterstock

28. April 23 (Innsbruck) – Frau F. bleibt am Monatsende nichts mehr von ihrer Invaliditäts-Pension über. Die Kosten für Selbstbehalte, für nicht rezeptpflichtige Medikamente, die hohe Miete für die barrierefreie Wohnung in Innsbruck und noch dazu die aktuelle Teuerung können gerade eben noch so gedeckt werden. Frau F. ist akut von der Armut bedroht.


So wie Frau F. geht es sehr vielen Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen. Die Gründe für die besondere Armutsgefährdung von Menschen mit Behinderungen sind zahlreich. So ist diese Personengruppe von vielfältigen Diskriminierungen betroffen – haben unter anderem immer noch eingeschränkte Bildungs- und Arbeitschancen, oder sogar überhaupt kein eigenes Einkommen, wie Menschen die in sogenannten „Behindertenwerkstätten“ (Tagestrukturen) arbeiten.

Viele Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen sind zudem in ihrer Arbeitsfähigkeit so eingeschränkt, dass sie nicht mehr arbeiten können und eine Berufsunfähigkeits- oder Invaliditätspension erhalten. Aufgrund der vergleichsweise kurzen Zeit oder nicht vollem Umfang der Erwerbstätigkeit ist diese Pension dann meist nicht hoch. So lebt Frau F. von einem Einkommen von gerade einmal 1053,64€ netto monatlich und ist damit kein Einzelfall, wie Eva Roncat durch den Beratungsalltag der Sozialberatung des ÖZIV Tirol weiß: „Ein großer Teil unserer Klienten und Klientinnen bezieht eine Pension mit  Ausgleichszulage. Bei dieser Einkommenshöhe gibt es keinen finanziellen Spielraum. Auch Ersparnisse anzulegen, ist kaum möglich. Jede unvorhergesehene Ausgabe kann einen an den Rand des Möglichen bringen.“


Hohe Ausgaben durch Medikamente und Wohnen


Kosten, die durch die Erkrankung oder Behinderung verursacht werden, wie Medikamente, Hilfsmittel etc., werden nur zum Teil durch die Krankenkassen oder die Behindertenhilfe abgedeckt. Selbstbehalte, Kosten für Wahlärzt*innen, nicht rezeptpflichtige Medikamente oder Therapien müssen dann von dem geringen Einkommen dieser Personen gedeckt werden. Da Einkommen in dieser Höhe nicht der Steuerpflicht unterliegen, können diese Kosten auch nicht im Rahmen einer Arbeitnehmer*innenveranlagung geltend gemacht werden.

Zudem sind besonders in Tirol die Wohnkosten speziell in Ballungsräumen sehr hoch und auf Gemeindewohnungen muss man meist lange warten. Menschen mit Behinderungen sind in ihrer Mobilität oftmals eingeschränkt, sind gleichzeitig aber auf eine gute Infrastruktur, wie etwa Geschäfte, Apotheken, Ärzt*innen usw., in der Wohnortnähe angewiesen. Sie brauchen oft barrierefreie Wohnungen – daher sind sie in der Auswahl der (leistbaren) Wohnungen sehr eingeschränkt. Menschen mit derart geringem Einkommen und hohen monatlichen Kosten sind akut von Armut bedroht. Das heißt auch, dass sie kaum finanzielle Ressourcen oder Rücklagen haben, wenn einmal größere Ausgaben erforderlich sind, oder sich dieLebenshaltungskosten derartig steigern, wie das in den letzten Monaten der Fall war.


Schnelle und unbürokratische Hilfe für Menschen mit Behinderungen wichtig


Eine Beratungsstelle für Menschen mit Behinderungen, die sich in finanziellen Notlagen befinden, ist die Sozialberatung des ÖZIV Tirol. Hier wird die jeweilige Situation abgeklärt und Informationen gegeben, welche allgemeinen Unterstützungsleistungen möglich sind (z.B. Mietzins- oder Wohnbeihilfe, Mindestsicherung, Heizkostenzuschüsse) und welche behinderungsbezogenen Unterstützungsleistungen für die individuelle Situation möglich sein könnte (Pflegegeld, Mobilitätszuschüsse, Zuschüsse für Menschen mit Behindertenpass), um die finanzielle Situation zu erleichtern. Ebenso wird bei komplexen Anträgen, etwa für Umbaumaßnahmen im Wohnraum oder Zuschüsse für Hilfsmittel, bei der Antragstellung geholfen und unterstützt. „Diese direkten Unterstützungen sind wichtig, ebenso wie die Sicherung derLeistbarkeit von Teilhabe- und  Pflegeleistungen, wie auch medizinischer und therapeutischer Versorgung,“ führt ÖZIV Tirol Geschäftsleiter Hannes Lichtner an, „wobei nur die Weiterentwicklung inklusiver Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten auch langfristig die erhöhte Armutsgefährdung von Menschen mit Behinderungen verringern kann!“


Kontakt ÖZIV Tirol - Sozialberatung: Tel. 0512/ 57 19 83

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